2008-10-10

Gröde 2008 - Tag 13 - Letzter Tag

Enfused Dawn

Ein letzter Tag verbleibt noch für Eindrücke von Gröde. Also wieder raus zum Sonnenaufgang, der auch brav seinen Dienst tut.

Beim Nachbearbeiten der Bilder versuche ich mich an dem Tool enfuse, mit dem man verschiedene Belichtungen einer Szene HDR-ähnlich zu einem Gesamtbild mit einem reduzierten Dynamikumfang kombinieren kann, allerdings ohne die HDR-typischen Artefakte und das künstliche Aussehen. Das Bild des Tages ist mit etwas Nachbearbeitung in Lightroom so entstanden, der Kontrast zwischen Wolkenhimmel und den Salzwiesen im Vordergrund wäre sonst nicht darstellbar.

Während eines Spaziergangs über Appelland, Susanne Bernstein-suchender, ich fotografierender weise, finden wir einen bedauernswerten Austernfischer. Der arme Vogel – oyster strikes back! – wird wohl sein Ende darin finden, dass sich wohl eine Auster um seinen Fuß geschlossen hatte, und er so wie ein Sträfling mit Eisenkugel kaum im Watt vorwärts kam, geschweige denn fliegen konnte. Hilfe leider aussichtslos.

Am Abend, unterm einem grandiosen Sonnenuntergangshimmel, legt dann noch einmal außer der Reihe die Rungholt an, um den Elektriker der e.on abzuholen. Die Hallig läuft jetzt wieder mit Strom vom Festland.

2008-10-09

Gröde 2008 - Tag 12 - Mehr Diesel

More Diesel

Im Morgengrauen wieder Aktivitäten auf der Hallig. Am Ostanleger macht noch vor Sonnenaufgang ein Versorgungsschiff fest, Baumaterial für die Lahnungen und ein neuer Kipper werden abgeladen, letzterer auf abenteuerliche Weise mit einem Bagger als Ladekran auf die Landungsbrücke.

Und mit dabei: ein paar hundert Liter Diesel, eigentlich gedacht für die Fahrzeuge der Hallig, jetzt aber äußerst willkommen als Treibstoff für den Dieselgenerator, der immer noch die Hallig versorgen muss. Die Notstromversorgung ist jetzt erstmal bis zum Wochenende gesichert.

Ansonsten: ein perfekter Ferientag Teil 2, warm – ohne Heizung sehr willkommen, viel Sonne, wenig Wind, und am Nachmittag zur großen, leckeren Kaffeetafel bei Claudia.

2008-10-08

Gröde 2008 - Tag 11 - Stromausfall

Pole

Grau in grau, der heutige Tag. Vielleicht nicht das ideale Ferienwetter, aber geeignetes Licht, um eine Serie der ganzen Jahreszahlen entlang der Steinkante zu fotografieren.

Dabei auch noch etwas Recherche zur Geschichte der Halligbefestigung: 1894 wurde unter preußischer Staatsverwaltung von der Wasserinspektion Husum eine Reihe von Projekten für die Halligbefestigung aufgestellt. Begonnen wurde 1896 zunächst auf Oland mit einer Steinkante und einem Damm zum Festland, die Hallig war seinerzeit kurz davor, aufgegeben zu werden. 1899 wurde dann ein weiterer Damm zwischen Oland und Langeneß gebaut. Auf Gröde wurde von 1899 – 1902 auf der Westseite der erste Teil der Steinkante gebaut, die an der heutigen „Schleuse“ Gröde und Appelland verbindet und durch Anlandungen zum Zusammenwachsen der ehemals getrennten Halligen führte.

Insofern müssen die Angaben bei Tag 7 etwas korrigiert werden. An der Steinkante selbst findet man im Westbereich die Jahreszahlen 1900 und 1901, weiter in Richtung Osten setzen sich die Markierungen dann ziemlich kontinuierlich von 1908 bis 1927 fort. Am Ostanleger wird es etwas undurchsichtig, dort sind plötzlich eine 1903 und zusätzlich die Markierungen 28, 29, 30, 31 parallel zu 1924 – 1927 zu finden. Hier wäre also noch etwas Geschichtsforschung fällig.

Zurück von der Jahreszahlentour hat die Hallig erstmal keinen Strom mehr, das Seekabel vom Festland ist wohl irgendwo im Watt beschädigt und die Hallig läuft jetzt aus eigener Kraft mit einem 30-kW-Dieselaggregat, das aber nicht für die Heizungen ausreicht. Heute Nacht von 0 – 6 Uhr wird der Strom ganz abgeschaltet. Schauen wir mal, wie lange die Reparatur der Leitung dauert, zum Glück ist es ja noch recht mild.

2008-10-07

Gröde 2008 - Tag 10 - Langer Tag

Emil und Ada Noldes Seebüll

In aller Hergottsfrühe aus den Federn und die Sachen zum Mitnehmen bereit gemacht, denn um 7 Uhr müssen wir schon los in Richtung Westanleger, dort wird die Rungholt erwartet, es ist Langer Tag.

Das bedeutet, dass Hochwasser sowohl früh morgens als auch abends stattfindet, und damit für die Gröber die Möglichkeit besteht, morgens mit dem Schiff zum Festland und abends wieder zurück zu kommen. Da Hallig Gröde nur um die Hochwasserzeit herum von Schiffen angefahren werden kann, ist das von besonderer Bedeutung für ansonsten ganz normale Dinge wie Friseur- und Zahnarztbesuche.

Wir nutzen die Gelegenheit für einen kleinen Ausflug, zunächst nach Niebüll zum Frühstücken und Einkaufen, danach zur Nolde Stiftung in Seebüll. Beeindruckend, Emil Noldes Bilder und die Lebensgeschichte von Emil und Ada Nolde. Wie war so schön in der Ausstellung sinngemäß zu lesen: „Dass der Maler auch im Alter von 60 Jahren noch umstritten war, zeichnet ihn besonders aus.“

Das Anwesen mit dem Emil-und-Ada-Nolde-Haus und dem wundervoll angelegten Garten ist jedenfalls völlig unumstritten ein Kleinod.

2008-10-06

Gröde 2008 - Tag 9 - Ein perfekter Ferientag

Early Manoeuvres - Martin Junius

Sonnenschein von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, fast windstill, ein perfekter Tag zum Ausspannen, in der Sonne liegen, lesen, Musik hören, fast noch Spätsommer. Daher gibt es aus dem Norden heute nichts Neues zu berichten, keine Stürme, noch nicht einmal dramatische Wolkenformationen.

2008-10-05

Gröde 2008 - Tag 8 - Wieder Landunter

Stormy Outlook

Nachdem es am Vorabend bereits recht stürmisch war, braust die ganze Nacht ein Orkan ums Haus. Schon ziemlich unheimlich, wenn nur die Sturmgeräusche zu hören sind und in der pechschwarzen Nacht kaum zu erkennen ist, was sich so tut.

Im Morgengrauen zeigt sich dann wie erwartet die Hallig unter Wasser, diesmal sind auch die Flächen im Westen überflutet, nur im Süden schauen noch ein paar Grasinseln aus dem Wasser. Es ist weiterhin sehr stürmisch, der Regen kommt waagerecht, direkt gegen den Wind ist kaum anzukommen.

Aber hier wird kein Material geschont, eine nasse Tour rund um den Ringdeich, Reiners Schafe im Windschatten des Ringdeichs bilden ein dankbares Motiv. Da der Wasserpegel bereits schnell wieder sinkt, ist es kurze Zeit später möglich, an der Kirchwarft über die kleine Brücke in Richtung Süden aufs Land heraus zu gelangen. Mit Sturm und Regen macht das aber nicht lange Spaß.

Gegen Mittag hört der Sturm auf, etwas später auch der Regen. Jetzt am Abend sieht der Himmel sogar weiß-grau-blau-türkis gestreift regelrecht freundlich aus und der Tag verabschiedet sich etwas später mit einem bis jetzt vermissten, farbenprächtigen Sonnenuntergang.

2008-10-04

Gröde 2008 - Tag 7 - Einmal rundherum

1900

Fast immer wenn ich erzähle, dass Gröde nur 277 Hektar groß ist, kommt die Bemerkung, da sei man ja in einer halben Stunde einmal rundherum. Na ja, so ganz stimmt das nicht, da zum einen die „Hafeneinfahrt“ im Nordosten sehr tief ins Land hinein geht und nur dort überquert werden kann, und zum anderen der Weg entlang des Ufers im Nordosten teilweise ziemlich beschwerlich ist. Also entlang der Steinkante und mit Abkürzung über den Sommerdeich auf Appelland könnte man es in ca. 1,5 Stunden schaffen.

Ausgehend von der Knudswarft am Hafen vorbei ganz nach Osten, entlang der Steinkante über den Ostanleger zur Badestelle im Süden, weiter am Westanleger vorbei bis ganz nach Norden, dann soweit begehbar entlang der Uferbefestigung an der Nordseite von Appelland bis zur Hafeneinfahrt, und schließlich zurück zur Knudswarft brauche ich aber eher 4 Stunden.

Dabei natürlich jede Menge Fotos und GPS-Daten, mal schauen, inwieweit sich daraus etwas Kartenmaterial generieren lässt.

Entlang der Steinkante kann man sehr gut den damaligen Baufortschritt anhand der eingemeißelten Jahreszahlen ablesen. Begonnen wurde mit der steinernen Befestigung der Hallig bereits 1900 im Norden, bis 1927 hatte man sich dann zum Ostende vorgearbeitet.

2008-10-03

Gröde 2008 - Tag 6 - Und die Vögel?

Oystercatcher #6

Trister Start in den Tag mit Dauerregen fast bis Mittag. Danach wird es aber noch richtig freundlich, also raus zu einem Ausflug ganz zur Ostseite von Gröde, direkt gegenüber Habel. Erstaunlich, wie schnell das Wasser wieder abgeflossen ist, gestern war das noch eine riesige Wasserfläche, aus der nur ein paar höhere Grasbuckel heraus schauten.

Hier sind sie dann auch wieder zu finden, die Austernfischer in Massen, eigentlich das Wappentier der Halligen. Sogar ein paar Ringelgänse, die normalerweise ebenso massenhaft im Frühjahr einfallen, sind scheinbar jetzt im Herbst auf der Rückreise.

Interessant ist das Verhalten der Austernfischer, die eine klare Fluchtdistanz zum verfolgenden Fotografen einhalten. Aber da sie genauso gerne auf der Steinkante hocken, wie ich dort entlang gehe, fliegen sie immer wieder auf, um sich – natürlich in Gehrichtung – 20 Meter weiter wieder niederzulassen. So könnte das einmal um die Hallig herum weiter gehen.

2008-10-02

Gröde 2008 - Tag 5 - Mehr Wasser

Landunter Clouds #11

Über Nacht gibt es dann Nachschub. Das Hochwasser gegen 4 Uhr sorgt dafür, das der Wasserstand weiter steigt. Am Morgen steht Hallig Gröde im Norden und Osten ziemlich komplett unter Wasser. Also doch noch Landunter.

Auf der Straße von der Knudswarft in Richtung Osten ist das stehende Wasser so seicht, dass ich problemlos mit Gummistiefeln bis zu der kleinen Brücke waten kann. Eine Krabbe kreuzt irritiert meinen Weg und überall steigen aus Ritzen im Asphalt kleine Luftbläschen auf. Fast kein Wind, eine glatte Wasserfläche, dramatische Wolkenformationen und die Knudswarft im Wasser bieten eine wunderbare Szenerie im Morgenlicht.

Weniger gemütlich wird es mit dem nächsten Regenschauer, der dann auch den Startschuss für weiter wechselhaftes Geschehen und einen verregneten Spätnachmittag und Abend bildet. Vielleicht kein Standkorbwetter, aber zum Fotografieren ganz fantastisch.

2008-10-01

Gröde 2008 - Tag 4 - Fast Landunter

Flooding #15

Ein weitgehend klarer Himmel am frühen Morgen, also raus aus den Federn zum Sonnenaufgang. Im Herbst freundlicherweise relativ spät um 7:27 Uhr. Einige Hallig- und Wolkenstimmungen kann ich noch einfangen, dann ist es aber auch schon vorbei, mehr Wolken ziehen auf, kein wundervolles weiches Morgenlicht mehr.

Nach dem Frühstück sieht es zunächst noch recht freundlich aus, aber dann wird der Tag ziemlich stürmisch und wechselhaft. Regenschauer und Sonnenschein jagen einander in rascher Abfolge.

Mit dem kräftigen Westwind ist Hochwasser deutlich über Normal angekündigt, damit wird die Hallig wohl „voll laufen“ – Landunter. Tatsächlich ist es nicht so dramatisch, aber die tieferen Stellen der Hallig, die beiden Baggerlöcher und der breite Graben zwischen Gröde und Appelland, werden zum „Binnenmeer“.

Zum Verständnis von Landunter: die Hallig muss man sich als flache Schüssel vorstellen, die Ränder mit der Steinkante und natürlich die Warften sind die höchsten Stellen. Bei einer Überflutung läuft die Hallig also von innen voll, zuerst die Gräben, dann die tieferen Stellen, schließlich die komplette Fläche.